Das, was den Wiener Verkehrsbetrieben die Behäbigkeit ist, ist ihren Gegenübern in Frankreich das Prinzip Veränderung. Ganze Betriebe wechseln ihre Namen, ganze Netze ändern ihre Struktur, und das Ab und Auf der Straßenbahnen in Frankreich füllt ja ganze Bücher.
Keine andere so große Stadt wie Lyon kenne ich, die in den letzten Jahren auf einen Schlag ihr gesamtes Busnetz umgestellt hat; dem französischen Trend nach hierarchischer Abstufung und damit einher gehender Kennzeichnung der Linien folgend, bekamen am 29. 8. 2011 über Nacht im Programm «Atoubus» (ein Anagramm von «Autobus») so gut wie alle Linien eine neue Bezeichnung und teilweise auch Linienführung; die starken Linien erhielten ein «C» als Präfix: Darunter fallen alle Obuslinien mit einer Ausnahme, und daher auch die hier stets wiederholte Bemerkung über die einstige und jetzige Linienbezeichnung.
Die eine Ausnahme ist die schon erwähnte Linie 6, nunmehr S6, wobei das «S» für «soyeux» (bzw «ligne soyeuse») steht: Warum eine Linie «seidig» sein soll, ist etwas kryptisch, vom Naheverhältnis der Stadt Lyon zur Seide einmal abgesehen. Die S-Linien sind jedenfalls in der Regel so etwas wie Quartierbuslinien; verbleiben die Linien, die nach wie vor nur mit Nummer fahren – und auch da wurde das Netz in der erwähnten Nacht massiv umgestaltet.
Für das Obusnetz hatte die Umstellung trotz der Netzumgestaltung langfristig überhaupt keine negativen Folgen: Die einzige Linie, die nach dem 29. 8. 2011 nicht mehr ganz elektrisch befahren werden konnte, war die Linie C13, die einem verlängerten 13er entsprach: Trotz entgegengerichteter Befürchtungen wurde die Erweiterung des C13 jedoch bis 2014 elektrifiziert, sodass das Lyoner Obusnetz seither noch größer ist als vor 2011.
So war der C13 nur drei Jahre lang eine Dieselbuslinie, so wie hier im März 2012, wo sich Citelis 2647 an der Haltestelle Terreaux anschickt, umgehend Richtung Croix Rousse hinaufzudieseln.